Gelegentlich fahre ich unter der Woche spät abends nach Fremantle und beobachte das Meer und zugleich die Be- und Entladevorgänge der riesigen Containerschiffe an den Docks. Das ist deutlich unterhaltsamer als das eher dümmliche australische Fernsehprogramm. Vermutlich beim Queren irgendeines Eisenbahngleises hat Falk leider sein vorderes Kennzeichen verloren – unauffindbar, trotz meiner Suche entlang der gesamten Strecke. “Diese gestohlenen oder verlorenen Kennzeichen werden dann normalerweise für irgendwelche kriminellen Machenschaften verwendet”, teilt mir vergnügt die Schalterdame an der Zulassungsstelle mit. Ich hoffe seitdem, dass “1 CUO 637” nicht in irgendwelchen breaking news auftaucht.
In Australien haben die Behörden das Exklusivrecht, Kennzeichen zu prägen. Und auf Wunsch ein bestimmtes Kennzeichen nachzuprägen dauert dann eine Behördeneinheit (atu=authority time units), das sind derzeit etwa 3-4 Wochen. Stattdessen bekam ich aber einfach für schlappe 28$ (18€) einen neuen Satz Kennzeichen aus dem riesigen, fortlaufend nummerierten Vorrat – und so trägt Falk nun die Kennzeichnung “1 GPE 970”. Will man nicht die gewöhnlichen Kennzeichen, sondern welche mit hippem Design, so muss man tiefer in die Tasche greifen – mindestens $500 kosten dann allein die Kennzeichen! Die Behörde hält hierfür allen möglichen Schnickschnack bereit: stylische Farben, Symbole, Einrahmungen, usw.
Für besonders kurze Kennzeichen, wie z.B. “1”, “PS” oder “SEX”, gibt es eine eigens eingerichtete Kennzeichenauktion, bei der diese begehrten Kennzeichen ersteigert werden können. Allein die Gebühr, ein einziffriges Kennzeichen dann auf den neuen (vermutlich stolzen) Besitzer zu übertragen, beträgt $10.540,80 (sic!), zusätzlich zum Auktionspreis. Die erstmalige Zuweisung so eines Kennzeichens kann also vermutlich über Jahre eine zusätzliche Kindergärtnerin finanzieren – ich finde Deutschland sollte hierüber nachdenken.
Die neuen Kennzeichen am Falk sind jetzt übrigens etwa 10fach verschraubt – man lernt ja aus Fehlern (ich gebe zu, das alte Kennzeichen hing eher so auf Halbmast…). Nach der Anstrengung gibt es erstmal einen selbstgemachten Deluxe-Burger:
Nachdem ich nun monatelang rumgenölt habe, dass ich mich in einem Großraumbüro (hier etwa 6 Personen) nicht konzentrieren kann, hatte mein Chef nun ein Einsehen und hat irgendeinen Kollegen aus der Verwaltung aus seinem Büro vertrieben, damit ich dort stattdessen einziehen kann. Ich weiß nicht wer das war – aber interessiert hätte es mich schon, über wem ich da als kleiner Tagelohnprogrammierer in der Hackordnung stehe. Den Umzug habe ich heute vollführt, mein neues zweites Zuhause heißt nun also Room 337 (also beinahe 1337 – yeah!). Kommt gerne jederzeit auf ein kakaohaltiges Milchmischgetränk vorbei!
Doppel-Bildschirm is’ voll 2000er – hier wird geklotzt statt gekleckert.
Auch der australische Winter stellt einen bei der Freizeitgestaltung der langen und düsteren Abende vor eine besondere Herausforderung. In einem op-shop (kurz für opportunity-shop; im Deutschen: Second-Hand-Laden) habe ich einen uralten Wir-bauen-uns-ein-AM/FM-Radio-Bausatz für ganze 3$ (1,90€) gekauft – neu und originalverpackt. Das Ergebnis kann sich sehen und hören lassen – das Ding funktioniert tatsächlich!
Zum Ausklang noch ein Abendspaziergang im Kings Park: