Peter und der Klammeraffe

Montag. Feiertag. 12 Uhr mittags. Ich will mich gerade zu einer kleinen Fahrradtour ans Meer aufmachen – doch dann das! Was hängt da am Roller? Krawheel liegt in Krallen!

Doch wie konnte es dazu kommen? Vor wenigen Wochen wurden am Haus strengere Parkregeln eingeführt. Auf den Besucherparkplätzen darf man nur noch 12 Stunden stehen, und muss dann für mindestens 2 Stunden abhauen. Das habe ich natürlich missachtet (parkte auch mal 16 Stunden dort) – so wie alle anderen auch. Die Notwendigkeit erschließt sich ohnehin kaum, in dem Bereich sind immer Parkplätze frei.

Das Unausweichliche war nun also passiert: Mein Roller und die anderen Autos wurden früh am Morgen immobilised, sie hatten also Parkkrallen erhalten. Das Öffnen derselben kostet dann $170 (etwa 105 €) – sicherlich ein einträgliches Geschäft für die kleine Parkkrallendienstleistungsfirma Auto Clamp, vermutlich aber auch (provisionsbasiert) für den Mitarbeiter Rongo, der uns hier freundlicherweise unsere Fahrzeuge festgeklammert hatte.

Ich hatte also die $170 gerade per Kreditkarte gezahlt und Rongo hatte die Parkkrallen vom Roller entfernt. Er war gerade im Begriff wegzufahren, als ein gewisser Peter, ein älterer Hausbewohner, die Bühne betrat. Ob ich clamped worden sei? “Ja”, antworte ich schulterzuckend und deute in Richtung Rongo, der gerade in sein Auto steigt. “Niemand kriegt hier eine Parkkralle, außer wenn ich das sage“, erklärt Peter zu meiner Überraschung, sehr bestimmt und sichtlich sauer. Rongo hatte offenbar wissentlich eine entsprechende Absprache zwischen der Eigentümergemeinschaft des Hauses und der Krallenfirma missachtet. “Sie werden dem jungen Mann seine $170 erstatten müssen”, forderte Peter von Rongo. Der begann daraufhin herumzukeifen, eine wirre Diskussion entbrannte.

Peter (links) diskutiert mit Rongo’s Hand (rechts)

Als Peter dann Sue anrief, die Chefin von Rongo, um die Sache aufzuklären, fuhr Rongo eilig davon. Aus der Ferne schrie er noch, dass wir ihn da schon verklagen (sue) müssten und dass wir zur Hölle fahren sollen – oder so ähnlich, denn es ist gar nicht so einfach, zankende Australier zu verstehen. Sue bestätigte indessen, dass ich meine $170 zurückerhalten werde.

Peter erklärt mir noch, dass man mit diesen Regelungen nicht Bewohner wie mich abzocken wolle. Es geht da eher um wahre Problemfälle, z.B. wurden dort teilweise abgemeldete Autos über Wochen abgestellt, etc. Aber dieser (Zitat Peter:) “fucking tree monkey” hält sich offenbar nicht an diese Abmachung und will da stattdessen das schnelle Geld machen. Peter will sich nun einen Winkelschleifer zulegen und in Zukunft selbst die unerwünschten Krallen entfernen. Die Geister, die ich rief, …

Auf meiner Radtour habe ich mich dann gefragt, wer von den beiden nun eigentlich der größere Nazi war – der Krallennazi Rongo, oder der Rassistennazi Peter, der zwar meine $170 gerettet hat, aber Rongo ganz offensichtlich aufgrund seiner Abstammung (er ist dunkelhäutig, ich vermute aboriginal) als “Baumaffen” bezeichnete.

Sue hielt Wort, heute, am Tag darauf, war das Geld tatsächlich schon wieder auf meinem Konto. Ich beschwere mich nie wieder über ein 15€-Knöllchen, versprochen.